7 Tipps zum einfachen Auswandern ohne viel Geld oder Karriere + Bonus Mindset-Tipp

Viele Menschen verbinden mit Auswandern immer ein riesen Drama. Vermutlich immernoch geprägt von diesen alten Fernsehsendungen wie „Die Auswanderer“, wo Familien ohne das geringste Wissen über das Zielland mit Überseekontainern voll mit ihrem Hausstand in einem Land stranden, um dann zu merken, dass man sich mit einer Würstchenbude kein Haus in Florida finanzieren kann. Ich habe in meinem Leben abseits von Deutschland schon in Australien, Neuseeland, Indien und Portugal  jeweils mehr als ein Jahr gelebt, hatte dort Autos, Jobs, Wohnungen, Bankkonten und neue Freundeskreise, habe mir dann allerdings immer wieder neue Abenteuer gesucht.

Hier sind meine Erfahrungen und Tipps, wie man so unkompliziert wie möglich auswandert und wieviel Geld man wirklich braucht, um sich ein neues Leben aufzubauen.

Tipp 1 – Reisen ohne Rückkehr

Mach aus deiner Auswanderung nicht so ein riesen Ding. Bereite dich drauf so darauf vor, als würdest du eine längere Reise machen. Wie unnötig ist es den ganzen Hausstand in Überseekontainer zu stopfen. Verkaufe den ganzen unnötigen Kram und reise mit einem Van oder mit Rucksack in die Stadt deiner Träume und bleibe einfach da. Klingt absurd? Naja, ich habe das schon mehrfach gemacht und es hat immer geklappt.

Besonders in Europa geht das recht einfach. Kaufe dir einen Campervan oder reise mit dem Rucksack und wohne damit erstmal einfach an dem Ort deiner Begierde in Hostels, WGs oder auf Campingplätzen. Ich habe einige Menschen kennengelernt, die so ausgewandert sind.

Wenn man bereits an dem Ort ist und sich schon bevor man überhaupt eine Wohnung hat in die lokale Community integriert, ergibt sich der Rest oft wie von selbst. Ich selbst habe in Portugal einmal in einem Van und einmal auf einem Campingplatz gelebt und angefangen von dort in der Gastronomie zu arbeiten, bis ich über Kollegen eine Wohnung gefunden habe. Meistens war ich in den Städten meiner Begierde in Neuseeland und Australien erstmal in einem Hostel für ein paar Wochen und habe dann vor Ort Bewerbungen geschrieben und Wohnungen besichtigt. Mehrere Leute, die ich getroffen habe, waren aus ihrem Van heraus Surflehrer oder Kletterguides, haben aus ihrem Rucksack heraus Schmuck verkauft oder online gearbeitet, bis sie durch die neuen Freunde vor Ort Wohnungen, Jobs oder sogar ein Grundstück zum Kauf gefunden haben.

„Einfach mal machen“ lautet hier die Devise.

Tipp 2 – Viele Visa führen ins Ausland

In Europa ist das Auswandern schonmal super easy. Wenn man von einem Leben in Irland, Griechenland oder Portugal träumt, braucht man ja nicht mal ein Visum. In den meisten Ländern hier können Deutsche einfach arbeiten und leben. Wir brauchen nur einen Wohnsitz vor Ort und eine Steuernummer, um zu arbeiten. Dafür reist man am besten einfach an den Ort der Begierde, sucht sich auf lokalen Wohnungsplattformen oder Facebook Marketplace nach einer Wohnung oder WG, meldet sich dort den Wohnsitz an und beantragt eine Steuernummer.

Soll es nach Übersee gehen, gibt es viele verschiedene Visa aber besonders die „Young Professional“ Visa bieten sich an. Diese sind für Menschen mit einer Ausbildung oder Studium und man bekommt meistens ein Jahr Zeit um einen Job in der eigenen Branche zu finden.  Am einfachsten und stressfreiesten geht es aber wenn man unter 30/35 Jahren ist. Es ist ja bekannt, dass viele junge Leute mit einem „Working Holiday Visum“ nach der Schule für ein halbes Jahr nach Australien gehen, als Kiwipflücker arbeiten und sich auf zahlreichen Hostelpartys ihre Hörner abstoßen. Das ist EINE Herangehensweise und Nutzen von diesen Visa.

Wenn man es allerdings nicht als „Ausbruch“ sieht, vielleicht erstmal eine Ausbildung oder ein Studium abschließt und wirklich Lust hat sich in einem anderen Land nieder zu lassen, kann man diese Visa nutzen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. In den ein oder zwei Jahren „Working Holiday“ hat man genug Zeit um eine gute Firma zu finden, die einem ein Visum sponsort. Auf einem Weingut in Neuseeland und bei einer Konstruktionsfirma in Australien, bei denen ich gearbeitet hatte, waren gerade Reisende in dem Prozess sich von dem Arbeitgeber ihr volles Arbeitsvisum ausstellen zu lassen, weil sie ihre Traumjobs auf den Feldern von Ozeanien gefunden haben. Auch die Versicherung bei der ich in Neuseeland gearbeitet hatte suchte verzweifelt nach beständigen Mitarbeitern und hätte mir ein Visum gesponsort.

Die Tatsache ist, fast alle Länder haben Fachkräftemangel und suchen händeringend nach smarten Menschen, die Bock haben zu arbeiten. Und mit etwas Enthusiasmus, deutscher Ausbildung, Pünktlichkeit und Disziplin ist man auf dem ausländischen Arbeitsmarkt sehr begehrt. In manchen Ecken dieser Welt gehört man schon zu den Top-Angestellten, wenn man nicht bekifft zur Arbeit kommt.

Die gängigsten Länder mit „Working Holiday Visa“ sind Australien, Neuseeland und Kanada. Aber auch mit Chile, Japan und weiteren Ländern gibt es solche Abkommen. Einfach mal recherchieren.

Tipp 3 – Man kann eh von überall arbeiten

Online arbeiten kann man mittlerweile von fast überall. Es gibt auch viele Firmen, die Menschen in verschiedenen Ländern einstellen. Siehe hierzu meinen Artikel mit „10 Webseiten mit denen du schnell und einfach Jobs im Ausland findest„. Man muss sich etwas mit den Regeln um Steuern und Wohnsitz auseinandersetzen, aber wo ein Wille ist ist auch ein Weg.

Ein Konstrukt bei dem man im Homeoffice ein halbes Jahr in Deutschland ist und dort eine Wohnung hat und das andere halbe Jahr einfach von woanders arbeiten, ist nach den letzten 3 Jahren Ausnahmezustand auch viel einfacher geworden.

Tipp 4 – Habe keine zu hohen Erwartungen

Man kann ja seine Standards und Träume haben. Aber die Realität wird selten den illusorischen Vorstellungen gerecht, die wir uns im Kopf aufbauen, wenn wir uns im Büro in Deutschland unseren Ausstieg zusammenträumen. In warmen Ländern gibt es fiese Insekten und fast jede Wohnung hat Schimmelprobleme. Auf dem Land kann es schwierig sein, neue Freunde kennen zu lernen. Und im Süden Europas sind die Gehälter ziemlich dürftig, egal wie gut deine Referenzen sind.

Wenn man keine Millionen Euros hat und sich die Realität so basteln kann, wie man will, muss man eben mit den Begebenheiten vor Ort auskommen. Aber genau das ist auch das schöne daran. Es hat schon seine Gründe, warum das Leben an verschiedenen Orten unterschiedlich ist. Wenn es in Marokko oder Portugal die gleichen Wohn- und Lebensstandards hätte wie in Deutschland und der Schweiz, wären Reisen dahin vermutlich unbezahlbar.

Frage dich hier: Was ist dein Ziel mit dieser Erfahrung? Willst du einfach immer mehr Geld machen oder willst du einen Traum ausleben? Brauchst du vielleicht nicht mehr so viel Geld und Luxus, wenn du da lebst, wo andere Urlaub machen? Muss man überhaupt noch so viel konsumieren, wenn man vielleicht ein generell entspannteres Leben lebt?

Tipp 5 – Einen Job finden ist einfacher als man denkt (wenn man flexibel ist)

Meine Erfahrung ist, wenn man Lust hat an einem Ort zu bleiben und dort zu arbeiten, findet man etwas. Natürlich muss man realistisch bleiben und sich auf neue Erfahrungen und lokale Begebenheiten einstellen. In internationalen Großstädten gibt es generell einen Arbeitsmarkt für alles, aber auf irgendwelchen Ferieninseln findet man eben keine Informatikjobs. Dafür suchen viele Restaurants und Hotels nach Küchenhilfen, Animateuren oder Touristenführern, die verschiedene Sprachen sprechen. In kleinen verschlafenen Örtchen in Frankreich oder der Schweiz gibt es auch keine große Industrie, aber jeder Weingut sucht besonders saisonal nach Erntehelfern oder Traktorfahrern.

Dabei ist es immer wichtig vor Ort und bereit zum Arbeiten zu sein. Aus dem Ausland ohne Visum bewerben ist bei solchen Jobs ungünstig, aber auch nicht unmöglich. Aber überall werden gute Mitarbeiter und Fachkräfte gesucht. Mit einem abgeschlossenen Studium oder einer Ausbildung kannst du auf jeden Fall punkten, aber in vielen Ländern sind die Zertifikate garnicht so wichtig. Das wichtige ist wie du dich präsentierst, deine Motivation, innere Einstellung und Lust auf eine neue Erfahrung. Wenn du mit einer Null-Bock Einstellung dich in ein Vorstellungsgespräch schleppst, dann wird das auch im Ausland nichts.

Wenn man bereits eine internationale Karriere verfolgt, ist generell viel möglich aber auch hier kann man flexibel sein. Wenn man in Deutschland als etablierter Ingenieur gearbeitet hat, kann man vielleicht im Ausland erstmal als Sachbearbeiter anfangen oder eine einfachere Tätigkeit in einer ähnlichen Branche annehmen, um sich erstmal das Visum abzusichern. Auch das Gehalt mag anfangs wieder geringer sein. Wichtig dabei ist wieder, was ist deine Priorität? Eine neue Erfahrung in der Traumstadt oder die konstante Gehaltssteigerung und Vermehrung von Besitztümern? In Ländern wie Australien, Neuseeland oder Kanada kann man aber gehaltlich auch schnell aufsteigen und bekommt sogar für etwas gehobene handwerkliche Arbeit schon 25$ und mehr pro Stunde.

Tipp 6 – Eine Krankenversicherung für unterwegs ist nicht teuer

Viele Menschen, die länger Reisen oder auswandern wollen haben Angst vor den horrenden Kosten der Krankenversicherung, wenn sie kein geregeltes Einkommen haben für eine gewisse Zeit. Das kommt daher, dass man auf die deutsche Gehaltsabrechnung schaut und denkt, man müsste die 300€ oder mehr monatlich weiter zahlen, wenn man im Ausland ist. Das geht aber auch anders.

Wenn man sich etwas damit auseinander setzt und den eigenen Papierkram regelt, kann man mit so wenig wie 35€ pro Monat im Ausland auf dem Level einer privaten Krankenversicherung abgesichert sein und die gesetzliche Versicherung pausieren oder kündigen.

Ich war mehrfach mit der Hanse Merkur versichert und war immer super zufrieden:

Langfristige Auslandskrankenversicherung bis 1 Jahr (*)

Langfristige Auslandskrankenversicherung bis 5 Jahre (*)

Tipp 7 – Auswandern ist günstiger als man denkt

Der größte Zweifel der meisten Menschen ist immer, dass sie sich so etwas nicht leisten können. Die Frage ist aber eigentlich nur, wie man die eigenen Prioritäten setzt. Ich habe bereits mit Mindestlohn- und Aushilfsjobs Geld für weitere Reisen und neue Abenteuer angespart, weil ich sonst so gut wie keine Ausgaben hatte.

Das wichtige ist hier einen Überblick über die eigenen Ausgaben zu behalten und wenn es an die Feinplanung geht, würde ich vielleicht auf einige Partys verzichten, rechtzeitig Mitgliedschaften und Versicherungen kündigen. Und wenn man dann das Designer Sofa und das Auto verkauft, hat man vielleicht plötzlich ein paar tausend Euro mehr.

Und hier ist meine Einschätzung: Man kann mit 5000€ Erspartem gut auswandern. 5000€ war auf Reisen mein Sicherheitspolster, das ich zu jeder Zeit zur Hand haben wollte. Das ist genug Geld um sich ein Flugticket um die halbe Welt zu leisten, für 3-6 Monate Miete zu bezahlen (WGs oder Hostels für ca. 300€ pro Monat) und sich grundlegend zu finanzieren. In der Zeit kann man Jobs suchen, günstig leben und neue Bekanntschaften knüpfen. Mehr ist natürlich besser und lässt einem mehr Zeit beim Aufbau von einem neuen Leben, aber viele haben 5-6 stellige Ziffern im Kopf, wenn sie ans Auswandern denken, und das ist einfach unnötig.

Bonus Mindset-Tipp: Es gibt kein Scheitern – Alles ist eine Erfahrung

Nachdem ich 4 Jahre im Ausland verbracht hatte und dann für ein Jahr wieder in Deutschland war, wurde mir mal gesagt „Wenn du wieder hier bist, dann bist du doch gescheitert beim Auswandern.“

Für viele Menschen geht es nur um endgültige Ziele, weil sie selbst ständig auf der Suche nach ihrem Märchenende sind – nach dem endgültigen „Happily Ever After“, dem „Glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Aber auch, wenn man sich das Traumleben aufgebaut hat, geht das Leben weiter. Es wird ganz neue Herausforderungen geben, es werden sich Türen im Leben schließen und neue auf gehen und auch Wünsche und Träume verändern sich. Für mich ist einfach jede Erfahrung ein Gewinn, egal ob sie eine Woche, ein Jahr oder ein Jahrzehnt dauert. Und wenn man sich nach einiger Zeit entscheidet wieder weiter zu ziehen oder wieder nach Hause zu gehen, folgen dann eben neue Erfahrungen.

Und noch etwas: Keine Umstände im Außen sind weder Garantie noch Ausschluß von tieferer Zufriedenheit. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Egal wie weit wir reisen, wir nehmen eine Sache immer mit: Uns selbst. Große Veränderungen, Reisen und Abenteuer bergen immer große Herausforderungen besonders auf persönlicher Ebene. Aber wir lernen uns selbst und die Welt immer besser kennen und das ist immer ein Gewinn, egal was wir daraus machen.

Hast du Fragen zum Thema oder sogar schon eigene Erfahrungen gemacht? Was sind deine Tipps und Tricks beim Auswandern?

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