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11 Tipps wie du auf Reisen zu dir selbst findest

Inhaltsverzeichnis

Bei langjährigen Reisen bei denen nicht einmal klar ist, ob man überhaupt in die eigene Heimat wiederkommt, wäre es ja fast komisch, wenn man sich dabei nicht verändert.
Doch auch bei kleineren Reisen und Urlauben kann man schon transformierende Erlebnisse haben und wirklich tiefgehende Erfahrungen machen.
Ich habe mal einen Artikel gelesen, bei dem sich jemand quasi beschwert hat, dass er nach drei Monaten in Indien keine lebensverändernde Transformation durchgemacht hat. Er hat viel von seinem Partyleben, Bettlern, Bong Lassis und Safaris berichtet. Dabei dachte ich mir: Wenn man sich im Urlaub weiterhin von „sich selbst“ ablenkt, wird das auch nichts mit der Transformation. Hier ein paar Denkanstöße wie man bewusst reist und dabei nachhaltig an sich selbst arbeitet.

Deine Ideen, Ergänzungen und Meinung gerne in die Kommentare.

Plane nicht zu viel

Pläne beim Reisen kenne ich persönlich nicht. Ich habe in 3,5 Jahren fast ausschließlich One-Way-Tickets gebucht ohne Rückflug. Zu sich finden bedeutet, darauf zu hören, was du wirklich willst und nicht blind einem Reiseführer oder Checklisten zu folgen. Ein durchgeplanter Urlaub sorgt dafür, dass man sich nie die Ruhe zum Reflektieren gönnt, die man vielleicht dringend braucht. Und in sich rein zu fühlen, wo man als nächstes hin will ist eine gute Übung, die man nicht nur bei dem nächsten Reiseziel sondern auch auf die Findung von Lebenszielen anwenden kann.

Diese Freiheit kann aber am Anfang sehr erschreckend sein, Angst machen oder in den ersten Tagen der selbst-erarbeiteten Ruhe zu sowas wie Langeweile führen. Dann neigen viele dazu einfach zu jedem Abenteuer der anderen Hostelgäste „JA“ zusagen und bei jeder Party mitzumachen, um sich von sich selbst abzulenken. Allerdings wenn man das überwindet und auch mal Ruhe findet, lernt man mit sich selbst alleine klar zu kommen und gewinnt langfristig viel mehr.

Denkanstöße auch in meinem Video über die „FOMO“ (Fear of missing out): https://www.youtube.com/watch?v=xgy10cyd2Cs

Halte dich von deinesgleichen Fern

Bei Work&Travel in Australien und Neuseeland beobachtet man das sehr häufig. In Hostels und über gemeinsame Touren und Fahrten im Reisebus lernen sich Deutsche untereinander kennen und bilden direkt Grüppchen. Es geht ein Stück zurück in die Komfortzone und eine Sprachbarriere gibt es auch nicht.

Natürlich ist die eine große Reise schon ein super Schritt und das will ich auch nicht runter spielen. Aber wer richtig wachsen will sollte sich so weit von der eigenen Kultur entfernen wie möglich.

Gehe in Cafés und rede mit Leuten, gehe ohne andere Backpacker auf Events und zu Ausstellungen. Wander alleine. Laufe einfach alleine durch die Gassen und Straßen und entdecke die schönen Ecken, die nicht im Reiseführer stehen. Arbeite in Jobs, wo du nicht nur mit anderen Backpackern arbeitest. Volunteere bei lokalen Familien. Meine Zugänge zur lokalen Kultur sind beispielsweise: Livemusik in Pubs, Poetryslams, Wochenmärkte, Open Mic Nights, kulturelle Events wie Tanzvorführungen oder Theater die nicht vom Hostel angeboten werden.

Frage einfach Locals auf der Straße, die interessant wirken: „Hey ich bin neu hier, was macht man hier so?“. Ein anderer Zugang zu Events sind die ganz normalen Eventportale im Internet die nichts mit Reisenden zu tun haben. In Neuseeland habe ich Eventfinda benutzt oder mit einfachen Google-Suchen wie „melbourne events today“ habe ich schon geborenen Melbournern gezeigt, was für coole Events ihre Stadt zu bieten hat.

Du musst nicht weit reisen, nur intensiv

Auch wenn ich auf die andere Seite der Welt gereist bin, denke ich nicht, dass man die Entfernung braucht. Ich finde es ist wichtig, dass man genug Zeit und Raum hat um sich etwas zu verlieren. Gut sind Urlaube in denen man Distanzen zurücklegt. Dabei ist egal, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Zug oder dem Auto. Je langsamer desto mehr interagiert man mit Menschen auf dem Weg (Das ist zumindest meine Erfahrung). Und je mehr Probleme und schwierige Situationen man bewältigt, je mehr Züge man verpasst und Reifen kaputt gehen, desto mehr wächst man und lernt mit schwierigen Situationen bewusst umzugehen.

Wenn du [..] dem Kloputzer der beschissensten Bahnhofstoilette Indiens mit soviel Dankbarkeit und Respekt begegnest wie deinen Eltern, bist du auf einem guten Weg.

Lerne dich selbst nicht über andere zu stellen

Auch Hotelangestellte sind Menschen. Niemand ist auf dieser Welt um dir zu dienen. Weder die Bedienung in deinem Lieblingscafé, der Hotelpage, noch der Rikschafahrer in Bangkok. Das gilt zuhause, wie auf Reisen. Jeder Mensch auf dieser Welt hat das gleiche Recht auf Glücklich sein, auf respektvollen Umgang und befriedigte Grundbedürfnisse.

Selbst der Bettler oder Strassenhändler, der dich übers Ohr hauen will, hat einen Grund warum er/sie so ist wie er/sie ist. Und dazu haben diese Menschen einen ganzen Batzen andere Probleme, die du nicht haben willst. Auch die Menschen, die dir deinen Kaffee viel zu spät servieren oder das Busbahnhofsklo putzen freuen sich über ein Lächeln, ein Dankeschön und ein Trinkgeld.

Ich sage mal so viel: Wenn du nicht mehr wütend auf die Bettler auf der Straße bist, und sie nett behandelst (auch wenn du ihnen nichts gibst), und du dem Kloputzer der beschissensten Bahnhofstoilette Indiens mit soviel Dankbarkeit und Respekt begegnest wie deinen Eltern, bist du auf einem guten Weg.

Suche Fehler nicht in den Reiseländern, sondern in der Heimat

Viele Reisende in Indien beschweren sich über den ganzen Müll, eklige Gerüche und die schlimme Armut. Daher entsteht das Vorurteil, dass indische Bürger unhygienisch sind oder sich nicht um die Umwelt kümmern.

Doch wir in Deutschland produzieren vermutlich viel mehr Müll als der Durchschnittsmensch in Indien. Dass unsere Straßen sauber sind, ist nicht deine oder meine Leistung. Es ist das Glück, dass wir in Systemen aufgewachsen sind, die sich um Sauberkeit kümmern und unsere tausend Kaffeebecher und Plastikverpackungen von der Strasse räumen. Es ist das Glück, dass wir ein Bildungssystem haben, das uns über Umwelt und Hygiene unterrichtet. Es ist nicht meine oder deine Leistung.

Außerdem kommt der meiste Plastikmüll von Firmen aus dem Westen. Firmen wie Nestle und Coca Cola, die diese Länder ohne funktionierendes Müllsystem mit Plastikverpackungen überschwemmen. Ohne schrittweise Vorbereitung auf diese Fluten von Müll wurden plötzlich diese Produkte importiert. Ganz abgesehen davon, dass sehr viele Mengen von unserem Müll in Ländern wie Afrika oder China enden.

Also bevor man sich gedanklich über andere stellt, suche die Fehler bei dir zu Hause und sieh mal wie hilflos auch wir ohne Müllsystem, Strom, Logistik, Supermärkte und Krankenhäuser wären. Wer könnte schon als Selbstversorger ohne Müll überleben? In Indien ist das zum Teil noch Realität.

Lerne alternative Realitäten kennen

Fakten oder nur deine eigene Realität?

  • Auf der Toilette braucht man Klopapier. Oder reicht doch eine Kanne mit Wasser?
  • Zum Essen braucht man Besteck. Oder reichen doch die Finger für Reis mit Curry?
  • Schweine darf man essen, Katzen und Hunde nicht. Oder gibt es vielleicht Kulturen in denen das genau umgedreht ist?

Ich habe mal ein älteres deutsches Päärchen in Indien gefragt, ob sie schon ausprobiert haben mit Fingern zu essen. Die Antwort war ein sehr angewidertes und hochnäsiges: “Man muss ja nicht alles mitmachen. Wir essen ja lieber normal“.

Dein „Normal“ ist für Menschen anderer Kulturen und vielleicht sogar für deinen Nachbarn total unnormal und fremd. Erkenne, dass deine eigene Realität nur eine von 7,67 Milliarden Realitäten auf dieser Welt ist. Und bei jeder Diskussion was „richtig“ oder „falsch“ ist, hast du in deiner Realität recht und deine Gesprächspartner/in in ihrer.

Kann es sein, dass man dann mal heulend im Bungalow sitzt […] ? Ja!

Höre auf dich abzulenken

Saufen gehört für viele zum Urlaub dazu. Endlich kann man mal Mittags am Strand sich Cocktails und Biere bestellen und wird dabei nicht als Alkoholiker abgetan. Aber du willst eine wahre Transformation? Du willst, dass du nachhaltig neue Fassetten an dir selbst lernst? Dann höre auf dich abzulenken!

Dazu gehört auch Alkohol, Kiffen und alles andere was im Urlaub so viel günstiger ist als zu Hause. Natürlich kann man schöne Abende mit irgendwelchen Substanzen haben, doch sich mal mit den tiefen, weggesperrten Ängsten und Problemen zu beschäftigen und sie nicht immer weiter vor dir her zu schieben, wird dich nachhaltig zufriedener machen.

Kann es sein, dass man dabei auf der eigenen Reise mal keinen Spaß hat? Kann es sein, dass man dann mal heulend im Bungalow sitzt, weil man ein Problem wieder aufgewühlt hat, dass man schon so lange erfolgreich unterdrückt hat? Ja! Und genau das gehört zur Veränderung dazu.

Tauche in das Leben Einheimischer ein (als Freiwilliger Helfer)

Auch wenn du genug Geld hast um dir ein halbes Jahr Luxushotel zu gönnen, suche dir Projekte oder Familien die Hilfe brauchen und dich im Austausch bei Ihnen wohnen lassen und landestypisch verpflegen. Auf Plattformen wie workaway.info bieten private Familien oder kleine Unternehmen rund um die Welt solche Möglichkeiten an.

Ich war zum Beispiel für einen Monat auf einer Farm im Nirgendwo von Maharashtra, Indien. Beim Einkaufen auf dem Markt im nächsten Dorf war ich die Attraktion der Stadt und bei dem Hindu-Festival „Ganesh Chaturthi“ durfte ich im engsten Rahmen der Familie mitfeiern. Dazu war ich bei einem kleinen Canyoning-Tourismus-Unternehmen Dschungelführer für 2 Monate und habe in Australien und Neuseeland Familien mit ihren Gärten und Kindern geholfen. Dabei lernt man Sprache, Kultur, lokales Essen und Menschen in einer Tiefe kennen, wie man es als Kurzurlauber niemals könnte.

Es ist auch ein Ausdehnen der eigenen Komfortzone, weil man lernt, sich zurück zu nehmen, sich wirklich auf die Kultur einzulassen und Regeln anderer Haushalte zu folgen.

Aber Vorsicht: Es gibt viele schwarze Schafe unter den großen Anbietern. Beispielsweise wenn du 2000€ bezahlen musst um 2 Wochen in Afrika Häuser zu bauen, kann man schon mal skeptisch werden. Arbeitskräfte haben die Länder genug und solche Summen Geld kommen meistens nicht bei den Betroffenen an. Aber zum Beispiel workaway.info bietet Direktkontakt mit den Menschen, die Hilfe suchen und man kann sich bei Zweifeln die Kommentare der anderen Besuchern vorher angucken.

Fremde sind Freunde die du noch nicht kennst

Geld sparen und Kultur kennen lernen? Das geht.

Couchsurfing bzw. auch ein AirBNB Zimmer in einer aktiven WG, wo man mit dem Besitzer zusammenwohnt. Ich habe in Belgien super nette Menschen durch Couchsurfing kennen gelernt und ein ganz neues Level an Vertrauen gegenüber einem Fremden (mir) erfahren. Ich wohnte auch in Bangalore in einer Studenten-WG und habe dabei gemerkt, wie ähnlich die Mittelschicht in Indien doch unserer ist und dass die jungen Leute überall mit fast den gleichen Problemen kämpfen.

Man findet Gemeinsamkeiten anstatt Mauern zu bauen.

Was wolltest du schon immer mal lernen?

Oft hat man doch, während man die sonstigen 46-48 Wochen im Jahr arbeitet, Gedanken darüber, was man gerne mal im Leben machen würde. Eine Sprache oder ein Instrument lernen, einen neuen Sport ausprobieren, eine Angst bewältigen, an einem speziellen Ort leben oder endlich das Buch schreiben von dem man schon lange träumt. Von einem 20-Sehenswürdigkeiten-in-zwei-Wochen-Marathon träumt man doch recht selten, macht es dann am Ende aber doch.

Wenn man von Auswandern träumt, kann man auch das „ausprobieren“. Mal einfach 3 Wochen an einem Ort leben, an kulturellen und sportlichen Events teilnehmen und sehen wie sich das Leben dort anfühlt. Durch Workaway ein anderes Leben oder anderen Job ausprobieren und gucken ob das einen wirklich glücklich macht. Ich habe das in den letzten 4 Jahren vermutlich 30 mal gemacht und viel über das Leben, meine Ziele und Träume gelernt.

Solange eine Reise nach außen, nicht auch eine Reise nach innen wird, ist der Durst nie gestillt.

Goethe

Lass Reisen nicht zur neuen Sucht werden

Viele haben sie: Die „Bucket List“. Die Dinge die man auf jeden Fall einmal im Leben getan haben muss. Bei Reisenden wird diese Liste manchmal endlos lang. Nach den ersten Abenteuern in Bangkok und Bali will man nie wieder aufhören zu reisen.

Doch lass dir diese Liste nicht zum Verhängnis werden. Wir reisen, um uns vom normalen Leben zu trennen. Vom Konsum, Karriere und vorgeschrieben Pfaden abzunabeln und Erfüllung im Leben in Erfahrungen zu suchen. Doch für viele wird das Reisen zum neuen Konsumobjekt. Zur Karriereleiter der Urlaubsziele. Das neue Luxusobjekt „Ich war überall“. Das Reisen ist der neue Porsche. Das Reisen wird zum neuen „Wenn ich alle diese Ziele erreicht habe, DANN bin ich glücklich“.

Das ist nur ein weiteres Weglaufen vor dir selbst und suchen von Zufriedenheit in der Zukunft. Lerne, überall glücklich zu werden. Lerne, für jeden Moment, für den nervigen Job, für jede noch so schlechte Stunde deines Lebens dankbar zu sein.

Je länger ich auf Reisen war, desto weniger Relevanz hatte die Liste für mich. Ich habe erkannt, dass es nicht drauf ankommt wie viele Orte ich besuche, sondern wie intensiv ich lebe. Und nein, nächtelang durchfeiern und Saufen bedeutet nicht „intensiv zu leben“. Es hat eher mit der Frage zu tun: „Was will ich dieser Welt hinterlassen?“

Reise so viel und verrückt wie du willst. Es erweitert immer den Horizont und lehrt einen wichtige Lektionen über das Leben. Besuche alle diese Sehenswürdigkeiten und Parties und mache Fallschirmsprünge. Doch reise auch mal in dich selbst. Oder um es mit Goethes Worten zu sagen:

Solange eine Reise nach außen, nicht auch eine Reise nach innen wird, ist der Durst nie gestillt.

Und nun?

Soll man jetzt exakt so Reisen wie beschrieben? Mir egal 😊 Nur nicht wundern, wenn die Epiphanie, die große Erkenntnis, der lebensverändernde Moment vielleicht nicht in ein paar Wochen Urlaub passiert. In den meisten Fällen ist es auch eher ein schleichender Prozess der Erkenntnisse. Veränderung ist Arbeit, kommt oft nicht von allein und tut auch manchmal weh.

In dem Sinne: Viel Spaß auf deiner ganz persönlichen Reise 😉

Was sind deine Tipps für nachhaltige und transformierende Erlebnisse auf Reisen? Schreib sie in die Kommentare!

Über Fabian

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Seit 7 Jahren bin ich frei auf diesem Planeten unterwegs, habe unzählige Leben gelebt und in vielen Ländern eine neue Heimat gefunden. Ich erforsche Gefühle, Ängste, Gedanken und Identität in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Normen und Strukturen.

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Ein Gedanke zu „11 Tipps wie du auf Reisen zu dir selbst findest“

  1. Das hast du richtig gut geschrieben. Beim Lesen kommt es mir so vor als würdest du vor mir sitzen und es mir erzählen 🙂 ich werde mir einige Aspekte auf jeden Fall zu herzen nehmen und auf meiner nächsten Reise vielleicht mal auf Couchsurfing umsteigen oder alleine durch Gassen gehen. Danke für die wertvollen Inhalte in dem Text.

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